Zur Freude aller Beteiligten ergab sich, nachdem das Hafenfest gestemmt war, unmittelbar die Möglichkeit, den lange gehegten Plan der „Hafenkneipe“ in Angriff zu nehmen.
Im Laufe der letzten Monate hatte der Hanauer Gehörlosenverein, bis dahin Nutzer der angepeilten Räumlichkeiten, ein neues Domizil gefunden und die zukünftige Hafenkneipe war den Sicherheitsansprüchen der 2000er Jahre angepasst und kernsaniert worden.
Unter anderem ein nunmehr benötigter Notausgang und eine Brandschutzdecke sorgten für reichlich Verzögerung und Diskussionsstoff mit Denkmalschutz, Bauaufsicht, Feuerwehr und anderen, um die Sicherheit Hanauer Kneipengänger besorgter, Ämter und Behörden.
Vor allem dank der freundlichen Mithilfe des Hauseigentümers, der Baugesellschaft Hanau, waren Ende Juli alle rechtlichen Hürden genommen und die Räumlichkeiten zum Innenausbau vorbereitet.
Die Hafenkneipe soll die Keimzelle des Kulturhafens sein, der erste öffentliche Raum, in dem sich die Hafentor-Bewohner und alle Anderen treffen und Ideen ausprobieren können. Außerdem soll natürlich gefeiert und Musik gehört werden!
Nach Möglichkeit soll hier gerne jeder die Möglichkeit haben, Ideen, die bisher an einer passenden Lokalität scheiterten, in die Tat umzusetzen. Seien es noch so zielgruppenspezifische Musikpartys, Ausstellungen, Akkustik-Konzerte, Workshops, Flohmärkte, oder womit auch immer wir uns hier überraschen lassen wollen. Ist ja auch immer ganz spannend zu sehen, was alles nicht funktioniert…
Schliesslich sollen hier Ideen ausprobiert werden, mit denen sich vielleicht die nächsten freien Räume im Kulturhafen füllen lassen.
Aus Mangel an einem Plan und um das Ganze von vornherein so neutral wie möglich zu beginnen, stand als erstes das komplette Übertünchen von Wänden und Decken in strahlendem, jungfräulichem Blütenweiss an. Nichts, was man über Kopf bei annähernd 4 Meter hohen Decken besonders gerne macht, insofern hier mein aufrichtiger Dank an Jacques, der trotz dieser Tätigkeit, die Stimmung tagelang, eisern aufrecht gehalten hat!
85 qm, dazu ein großer Vorraum, eine ausbaufähige Küche und (halbwegs) moderne sanitäre Einrichtungen, bilden die Hafenkneipen-Basis für Nutzungen jeglicher Couleur.
Um das Ganze möglichst flexibel zu halten – und aus Mangel an finanziellen Mitteln ohnehin nicht wirklich vor die Wahl gestellt – beschränken wir uns auf das Nötigste und das so transportabel wie möglich.
Die Grundkomponenten für einen angemessenen Rock´n Roll Kneipenbetrieb brauchts natürlich trotzdem und um bei unserem verwegenen Plan – uns bei der Umsetzung auf glückliche Zufälle zu verlassen – die Nerven zu behalten, gehen wir die Grundkomponenten in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit an.
Erstens: Eine Theke!
Fand sich liebevoll und irgendwann wohl, aus irgendeinem Grund, in Handarbeit aus Presspanplatten zusammengenagelt und froschgrün angestrichen, in einem Lagerraum des KUZ-Hanau. Lukas hatte sich dankenswerterweise der 5 Thekenteile nicht nur erinnert und sofort ihren Nutzen für die zukünftige Hafenkneipe erkannt, sondern konnte sie auch zur Verfügung stellen und sogar für den Transport sorgen!
Es sind jetzt allerdings nur 3, mehr gingen nicht ins Auto und zweimal fahren wollten wir nicht. Mögen künftige Generationen entscheiden, ob eine größere Theke besser gewesen wäre.
Das erste Sitzmöbel fand sich bereits während unserer Phase des Wändeweißens, durch einen neuhinzugezogenen Nachbarn, der uns eine dunkle Ledercouch zum Preis des Runtertragens aus dem 2. Stock übereignete.
Das übrige Mobiliar gedachten wir, in Form von hellen und roten Sitzwürfeln, im Lager der ehemaligen barbizz-Lounge zu finden.
Um mir bis dahin die Zeit zu vertreiben, verkünstelte ich mich ein bisschen an sinnlosen Kleinigkeiten, malte die Rolladenkästen mit Effektlack an und konnte sogar meine Tochter soweit zum Mitmachen animieren, dass sie die Steckdosen und Lichtschalter mit Sprühlack im Messing-Look aufs feinste veredelte.
Nun also endlich ins barbizz-Möbellager, die stylischen Sitzwürfel abholen!
Da waren sie auch noch, allerdings leider fast 2 Jahre lang halb im Freien stehend und in einem entsprechenden Zustand.
Meine kläglichen Versuche, sie mit Polsterreiniger wieder nutzbar zu machen und wohl auch mein übriges, jetzt schon tagelang andauerndes, ungeschicktes und umständliches Gewerkel, hatten nun offensichtlich endgültig das Mitleid von Anwohnerin Conni geweckt und sie stellte mir in Aussicht, in kürzester Zeit neue Bezüge zu nähen, wenn ich denn den Stoff dafür besörge.
Weiterhin erklärt sie sich bereit, mir vorzuführen, wie man Polstereiniger richtig einsetzt und mobilisiert umgehend Anne und Roman, ebenfalls seit Jahrzehnten Hafentor-Profis, um endlich die weissen Farbreste auf dem Boden zu beseitigen und überhaupt dafür zu sorgen, dass mal was vorwärts geht.
Vermutlich sah sie auch die Chance auf eine jemals stattfindende Anwohner-Tanzparty, die ich ihr bereits auf dem Hafenfest versprochen hatte, schwinden.
Ein großer Glücksfall und ab sofort herrscht auf der Baustelle ein anderer Wind!
Roman ist zufällig Malerprofi und so war auch das wochenlang aufgeschobene Theken-Restaurierungs-Problem plötzlich innerhalb weniger Augenblicke aus der Welt geschaffen.
In der Zwischenzeit war auch die Gewerbe-Erlaubnis für die Hafenkneipe erteilt und somit stand der ersten kleinen Anwohner- und Helferparty praktisch nichts mehr im Wege.
Mit Getränken, vor allem aber auch der nötigen Kühltechnik und – wie schon in alten dasqbar-Zeiten – guten Ideen, versorgt mich zum Glück wieder Roger vom Fritz Getränkemarkt.
Als Petra Hommer, pünktlich zum geplanten Partytermin, die weissen Wände ihrer Bestimmung zuführt und nebenbei die Latte für künftige Ausstellungswillige schonmal ordentlich hoch legt, sind wir dann doch alle selbst ein bisschen überrascht von unserem Gesamtkunstwerk. Ein Apple-Store kann kaum schöner sein!
Die abendliche Party wird , ausser wie gewohnt finanziell, ein voller(! Jägermeister!) Erfolg! Lärmbeschwerden sind mir bisher nicht zu Ohren gekommen!
Soweit der Stand der Dinge, heute, am 20. August.
Was noch fehlt, kurzfristig:
Der Vorraum wird noch renoviert, die Beleuchtung fehlt noch komplett. Das strahlende weisse Deckenlicht ist für Wartungsarbeiten ideal, im Kneipenbetrieb aber eher kontraproduktiv.. Die Musik- und Computeranlage funktioniert, allerdings habe ich jetzt privat nur noch mein Smartphone zur multimedialen Berieselung. Ein Beamer soll die weisse Wand neben der Theke beleuchten, Beamer sind so herrlich praktisch und flexibel einsetzbar! Die Theke ist weiterhin beliebig zu verbessern und zu verschönern. Ein Dartautomat und ein Tischkicker gehören rein, sonst ist es keine Kneipe. Die Küche sollte mittelfristig nutzbar sein. Der improvisierte Notausgang wird noch durch eine rchtige Doppeltür ersetzt und somit gleich der neue Eingang. Und tausend andere Dinge, da fällt auch jedem einzelnen Gast noch was Eigenes ein, fürchte ich…
Andererseits spricht aus meiner Sicht nichts gegen eine unmittelbare Nutzung, das soll ohnehin kein statischer Raum sein. Wenn ich da fulltime arbeite freue ich mich über jede Veränderung!
Deshalb gedenke ich vorerst Dienstag-Mittwoch und Freitag-Sonntag ab 19 Uhr zu öffnen und auftauchende Gäste konsequent und überwiegend mit altväterlicher Gitarrenrockmusik zu belästigen. Wer den drohenden Monotonismus verhindern will, möge sich melden!
Freitag der 26. wäre ein schöner Starttermin. Oder Dienstag der 30., falls noch was an Papieren fehlt… Ich schreib das dann auf Facebook und harre der Dinge…
Eine offizielle Eröffnung mit Einladungen und Programm gibts auch noch, aber die ist dann, wenn wirs alle gut genug dafür finden. Mitte September.